Kapitel 2 - Showdown im Unterricht

Yukari Kousaka:

"Falsch, falsch, falsch! Du bist echt ein hoffnungsloser Fall!"
"Du bist so ein Idiot, Castiel!"
"Unmusikalisches Gör!"
"Nimm das zurück, oder wessen Gesang liebst du so sehr? Doch nicht etwa von diesem >Unmusikalischen Gör<?"
"Pfff... auch ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn. In deinem Fall musst du ja mit irgendwas ausgestattet sein, damit du nicht arm darstehst."

Rrrrrrriiiiiiiing!!!
Die Bilder von den beiden Kindern aus meinem Traum verschwimmen und langsam erblickte ich das kahle, weiße Dach meines Schlafzimmers.
Nein, irgendwas war da anders.
Das Zimmer war größer und es stand noch ein zweites Bett samt Möbel da, doch das Bett war leer.
Ach ja stimmt, ich wohnte ja seit gestern auf dem Internat Sweet Amoris!
Schnell warf ich die Bettdecke zur Seite und tapste auf nackten Füßen zum Badezimmer um mich frisch zu machen.
Meine Mitbewohnerin musste wohl schon hoch sein, also sehe ich sie sicher im Klassenzimmer.
Für mein ersten Schultag warf ich mir nur mein schwarzes Kleid um und zog dazu passende schwarze Stiefeln an.
Um meinen kleinen Traum machte ich mir kaum noch weiter Gedanken, denn ich war viel zu Aufgeregt wegen meines ersten Schultags auf dem Internat.
Ich war gespannt, auf was für Mitschüler ich noch so treffen würde... Ein paar habe ich gestern schon gesehen, aber ob sie in meine Klasse gingen...
Und was für Lehrer ich wohl haben würde...
An der Tür stieß ich mit Nathaniel zusammen.
"Guten Morgen Yukari. Ist Valerie schon wach?" grüßte der Schülersprecher.
Ich entschuldigte mich, ehe ich ebenfalls grüßte. "Ich fürchte sie ist schon wach, aber ich denke ich treffe sie im Klassenraum."
"Findest du es oder soll ich dich bringen?" bot sich Nathaniel lächelnd an.
Bevor ich antwortete warf ich ein Blick auf meine Karte...
"Ich denke, das finde ich schon, aber danke."
"Super, dann sehen wir uns nachher in der Pause zum Frühstück."
Ich winkte noch lachend, ehe ich davon eilte.
Gerade mal ein Tag vergangen und ich fühlte mich schon fast wie zu Hause.

Valentin/Valerie:

Nachdenklich schaute ich auf den Plan, welchen ich in den Händen hielt, ehe ich wiederholt auf die Nummerierungen an den Zimmern schaute und schließlich seufzend den Kopf schüttelte.
Hier war ich definitiv nicht richtig, denn die Nummern, welche hier groß an den Türen hingen, zeigten nur die Nummern 30 – 40 auf.
Und eigentlich sollte ich für die heutige erste Stunde in Raum 66 erscheinen…wahrscheinlich war ich wohl einfach trotz Plan in den falschen Gang abgebogen und hatte mich infolge dessen in den kleineren Gängen, welche hier und dort mal an den Hauptgängen abzweigten, verlaufen.
Zwar war ich schon allein aus Vorsorge dessen früher aufgestanden, als ich es sonst getan hätte, nicht nur, weil ich meine Verkleidung richten musste, aber meine daraus gewonnene Zeit schwand während meines Herumirrens einfach nur so dahin und enzwischen war ich nun schon seit einer guten viertel Stunde auf der Suche nach dem richtigen Zimmer.
Ratlos blieb ich mitten auf dem Gang stehen.
Von hier aus wurden die Nummern wieder kleiner…von 20 abwärts.
Wahrscheinlich würde ich irgendwann am Ausgang ankommen, wenn ich hier einfach weiter gerade aus ging.
Schnell schaute ich auf meine Karte.
Der Ausgang war hier groß verzeichnet, weshalb es mir sicher leichter fiel, mich von dort aus zu orientieren als weiter durch die endlos scheinenden Gänge zu irren und unzählige Zimmer nach der richtigen Nummer abzusuchen.
Gesagt, getan.
Mit zügigen Schritten ging ich den Gang weiter entlang, welcher irgendwann immer breiter wurde und schließlich in der großen Eingangshalle endete.
„Was für ein Glück…“ murmelte ich leise zu mir selbst, ehe ich meine Karte wieder ausbreitete und schnell nach dem richtigen Gang suchte.
Der große im Westen sollte der richtige sein!
Ich wollte mich schon freuen, ehe ich einen Blick auf die Uhr warf, welche hier groß und auffällig über der Treppe hing.
Nur noch 3 Minuten hatte ich, um noch rechtzeitig im Unterricht zu erscheinen!
Schnell faltete ich meine Karte zusammen, steckte sie in meine Umhängetasche und rannte schon fast zum Gang Richtung Westen, welcher mit einer Plakette ausgeschildert war, auf welcher groß 60 – 70 gedruckt war.
Für einen Moment verzog ich das Gesicht…dass mir das noch nicht früher aufgefallen war…das hätte mir sicher eine lange Zeit des Suchens erspart!
Aber Zeit, um mich darüber zu ärgern, hatte ich jetzt natürlich nicht mehr übrig.
Also legte ich die letzten paar Meter in zügigen Schritten zurück und blieb schließlich vor der Tür mit der Nummer 66 stehen.
Sie war geschlossen, aber man konnte noch klar und deutlich etwas Gelächter und Stimmen hinter der Tür hören.
Der Lehrer war also mit Sicherheit noch nicht da!
Aber trotzdem war ich irgendwie nervös…welche Leute befanden sich wohl hinter dieser Tür?
Armin und Alexy, die beiden Zwillinge vom Vortag, konnten definitiv nicht dabei sein…denn die beiden waren ein Jahr älter als ich und besuchten deshalb eine Klasse über mir.
Leise seufzte ich…Schade eigentlich, ich hatte die beiden in der kurzen Zeit, in der wir und kennen lernten, nämlich schon richtig lieb gewonnen.
Und hier würde ich wohl, ausgenommen von Yukari, auf völlig fremde Menschen stoßen.
Eigentlich überhaupt nicht mein Fall, da ich mich in diesem ungewohnten Umfeld sowieso schon etwas unwohl fühlte…und jetzt…musste ich mich in einen Raum voller fremder Menschen begeben.
Gerade wollte ich mit klopfendem Herzen die Türklinke runter drücken, ehe die Tür vor mir plötzlich aufgemacht wurde und mir ein ganzer, lauter Schwall von Gerede entgegen kam.
Etwas überrascht schaute ich nach vorne…ein Mädchen stand vor mir, welche mich nicht weniger verwundert anschaute.
Wahrscheinlich hatte sie einfach nicht damit gerechnet, dass eine Person vor der Tür stand…genauso wenig wie ich damit gerechnet hatte, dass die Tür plötzlich aufging.
Sie hatte glänzend orangene Haare, welche sie locker zu einem Zopf geflochten und sich diesen über die Schulter gelegt hatte.
Wir starrten uns noch für einen Moment überrascht an, ehe sie plötzlich lächelte „Du musst einer der neuen Mitschüler sein, die gestern angekommen sind!“ sagte sie freundlich „Mein Name ist Iris Oku, freut mich…stehst du schon lange da draußen? Du kannst gern rein kommen…“ fügte sie noch hinzu, ehe sie von der Tür weg trat und mich mit einladendem Blick anschaute.
Schnell nickte ich, den Blick auf den Boden gerichtet, ehe ich das Klassenzimmer betrat.
Iris folgte mir schnell „Die Leute hier sind wirklich alle sehr nett, du kannst dich gerne an sie wenden, wenn du Fragen hast oder so!“ erklärte sie mir mit lächelndem Blick.
Unscheinbar lies ich meinen Blick daraufhin durch die Klasse schweifen…sofort erkannte ich das Mädchen mit den violetten Haaren von gestern wieder…die Kleine mit den Zeichnungen…wie hieß sie noch einmal? Viola, glaube ich.
Aber sie war nicht die einzige Person, die mir nicht so Fremd war wie ich dachte…denn hinten in der letzten Reihe saß eine Gruppe von Mädchen…einer Blondine mit Locken, einer Asiatin und einem Mädchen mit streng zurückgebundenen Haaren…genau die, die mich gestern auf der Treppe aufgehalten hatte!
Sofort verzog ich mein Gesicht etwas…ich erinnerte mich noch gut an die Szene von gestern, bei welcher die drei Damen definitiv keinen guten Eindruck bei mir hinterlassen hatten.
Anscheinend waren sie wirklich die Intenrats-Prinzessinen…eben diese, die es wohl überall gab…egal ob Schule, Internat…oder auf der Uni…selbst am Arbeitsplatz kann es Mädchen wie diese geben.
Und solche Leute konnte ich einfach überhaupt nicht ausstehen.
Schnell wandte ich den Blick wieder ab, ehe sie noch merkten, dass ich sie angeschaut hatte.
Mit denen wollte ich definitiv keinen Stress anfangen…da hatte ich nämlich ein ganz blödes Gefühl…sicher fiel es ihnen leicht, ihre Mitschüler um den Finger zu wickeln und gegen mich auf zu hetzen…und das sollte wirklich um jeden Preis verhindert werden!
„Du könntest dich neben Viola setzen, der Platz ist noch frei…“ schaltete sich schließlich Iris wieder ein und deutete auf den leeren Stuhl neben Viola.
Reflexartig nickte ich, ohne zu wissen, was ich darauf antworten sollte „Ah..ehm ja, das…kann ich machen…“ stammelte ich nur etwas müheselig zusammen.
Iris lächelte darauf „Keine Sorge, sie ist wirklich sehr nett…zwar etwas ruhig, aber nett, sie wird dich sicher nicht gleich zu Anfang mit Fragen überhäufen…“ sagte sie und schob mich darauf ein kleines Stück Richtung des Tisches des Mädchens „Oder möchtest du doch lieber woanders sitzen? Also es bleibt dir wirklich selbst überlassen…“ fügte sie noch etwas leiser hinzu.

Yukari:

"Das ist mein Platz!"
Vor Schreck sah ich von meinem Platz hoch, direkt in die Augen eines Jungens welcher mich fixierte als hätte ich ein Verbrechen begangen.
"E-entschuldige..." stammelte ich und räumte schnell den Platz während sich der Junge schon auf dem Stuhl breit machte.
Moment mal.. dieser Junge... das war doch!!
"Was starrst du mich so an? Mach dich vom Acker!" giftete er nur kalt und ignorierte mich wieder.
Wortlos ging ich auf einen anderen Platz und setzte mich neben einem Mädchen mit langen, silbernen Haaren hin... Rosa?
"Du musst ihn nicht so ernst nehmen." meinte sie nur. "Das ist nun mal Castiel."
"Castiel?" flüsterte ich leise. "Heißt er mit Nachnamen Furukawa?"
Stirnrunzelnd sah mich Rosa an. "Ja, so heißt er. Woher weißt du das?"
"Ach nichts.. ist schon gut.." murmelte ich leise als in dem Moment der Lehrer zur Türe herein kam und der Unterricht los ging.
Ich war ehrlich gesagt froh darüber.. aber.. dieser Junge, hieß Castiel Furukawa...
Das musste er sein!
Da war ich mir ganz sicher.
Endlich... habe ich ihn wieder gefunden!

Valerie/Valentin:

„Oh, der Junge mit den roten Haaren…“ murmelte ich leise zu mir selbst, ehe ich ihn wieder erkannte.
Das war doch der Kerl, der sich gestern noch einen längeren Starrwettbewerb mit Yukari geliefert hatte!
In dem Moment hatte ich tatsächlich für eine kurze Zeit geglaubt, die beiden würden ein relativ gutes Paar abgeben…immerhin war Yukari nach dem Aufeinandertreffen für eine kurze Zeit wie weg getreten gewesen, nachdem der Junge sich einfach wortlos wieder aus dem Staub gemacht hatte.
Doch jetzt, wo ich mitbekommen hatte, wie grob er soeben mit ihr umgegangen war…ich hatte noch kein einziges Wort mit ihm gewechselt und ihm legendlich nur von weitem betrachtet, aber allein diese Tatsache brachte mich schon dazu, ihm irgendwie unsympathisch zu finden. Er war also tatsächlich der typische Rebell mit den Rockerklamotten…und es würde mich nicht wundern, wenn er jetzt tatsächlich noch E-Gitarre spielte und sich irgendeinen Kampfhund als Haustier hielt…übertrieben und stereotypisch gedacht natürlich. Aber tatsächlich wirkte er genau wie so einer auf mich.
Ich war völlig in Gedanken versunken, als mich Viola kaum spürbar von der Seite anstupste „Valerie…pass auf, der Lehrer ist da…“ flüsterte sie mir kaum hörbar zu.
Augenblicklich hob ich meinen Blick und richtete meinen Blick nach vorne, wo der Lehrer stand und sich einen kurzen Überblick über die Klasse verschaffte.
Marke Horrorlehrer, schoss es mir sofort durch den Kopf.
Er hatte einen grimmigen Blick und schmale Augen, welche hinter seiner Lesebrille schrecklich klein und grimmig wirkten. Zudem taten die kleinen Fältchen auf der Stirn und an Augen und Mundwinkeln ihr übriges...und diese Stille, welche in den Klassenraum seit seinem Betreten eingekehrt war, erschien mir fast schon unheimlich.
Selbst die gelockte Blondine inklusive Anhang verstummte in diesem Moment…alle Blicke waren nach vorne gerichtet…nun gut, fast alle…denn plötzlich erhob der Lehrer seine Stimme: „Castiel, nimm die Füße vom Tisch!“ sagte er mit lauter Stimme zu dem rothaarigen Jungen, welcher eher teilnahmslos auf seinem Platz saß und bis eben gelangweilt aus dem Fenster geschaut hatte.
Jedoch schenkte der dem Lehrer nur einen kurzen Moment seiner Aufmerksamkeit „Stören sie sich einfach nicht an meiner Anwesenheit, Otoya-Sensei, normalerweise würde ich sie damit ja nicht beehren…“ gab er nur schnippisch zurück und schien nicht einmal daran zu denken, die Anweisung des Lehrers, welche aus dessen Mund wie ein Befehl geklungen hatte, zu befolgen.
Dieser verzog das Gesicht zu einem noch grimmigeren Blick und ging mit langsamen Schritten auf Castiel zu „Du weißt, du bist dieses Jahr sitzen geblieben, Junger Mann…glaubst du also wirklich, dass du in der Position bist, so mit mir zu sprechen…?“ fragte er ihn mit eindringlichem Blick, worauf der Rothaarige ihn jedoch nicht mal eines Blickes würdigte „Ich kann auch wieder gehen…“ gab er darauf auch nur gelassen zurück.
„Otoya-Sensei und Castiel haben sich nie besonders gut verstanden…“ flüsterte mir Viola schließlich zu, worauf ich nur nicken konnte „Ich glaube, ich merks schon…“ flüsterte ich zurück und stützte den Kopf in der Hand ab. Es schien mir nicht so, als ob der Unterricht bald beginnen würde…denn dazu müsste sich zuerst einer der beiden geschlagen geben…und irgendwie glaubte ich nicht, dass einer von ihnen nachgeben würde…dazu erschienen mir beide einfach viel zu dickköpfig.

Yukari:

Oh weh, oh weh!
Was war das denn grade für ne Nummer?
Ich konnte wegen des Szenario zwischen Castiel und dem Lehrer nur den Kopf schütteln. Na gut, der Lehrer sah nun wirklich nicht so aus, den ich Nachmittags zum Kaffee einladen würde aber so grob und frech wie Castiel eben zu ihm war, würde ich nun auch nicht zu ihm sein.
Ich konnte mir gut vorstellen, dass man sich bei dem leicht Nachsitzen einhandeln könnte oder noch schlimmer: Putzdienst!
Als hätte ich es schon geahnt, wurde Castiel für sein Verhalten tatsächlich zum gärtnern in die Garten-AG verdonnert woraufhin er nur wieder eine weitere (fast schon patzige) Antwort gab.
//Wie kindisch...// dachte ich nur.
"Da hat er selber schuld." murmelte Rosa leise. "Dieser Typ sollte seine schlechte Laune gefälligst mal unter Kontrolle kriegen. Das ist schon 1 Monat her, langsam sollte er sich beruhigt haben."
"Was war denn vor 1 Monat passiert?" fragte ich neugierig. Dass Castiel kein Typ war, der ständig nur schlechte Laune hatte und verdammt unhöflich war, konnte ich mir denken. Schließlich musste er einfach meinen Sandkastenfreund von damals gewesen sein, der fröhliche Junge mit dem großen, musikalischen Talent!
Andererseits hatte er schon immer eine lockere Zunge gehabt wie auch sein sadistisches Wesen...
"Seine Freundin hatte ihn verlassen..." antwortete Rosa leise woraufhin ich nur erschrocken reagierte.
Er hatte eine Freundin!
Obwohl... jetzt ja nicht mehr... ich wusste nicht warum, aber dieser Gedanke beruhigte mich ungemein.
"Dabei habe ich ihn immer gewarnt, sie ist nicht gut für ihn." meinte Rosa nur seufzend.
"Warum? Wer ist sie?" wollte ich wissen.
"Sie hat mittlerweile die Schule verlassen.. oder sagen wir mal: Abgebrochen." erklärte Rosa. "Irgendein Plattenvertrag hat sie entdeckt und sie hat eine Solokarriere als Sängerin angefangen. Ich mochte sie noch nie, irgendwas störte mich an ihr. Aber die meisten aus der Klasse mochten sie sehr und sind schon große Fans von ihr. Hast du schon mal was von Debrah Fukko gehört?"
"Ist das nicht die neue Sängerin von Egoist?" fragte ich. "Doch schon.. das war Castiels Freundin?"
"Jup." sagte Rosa. "Und eine ehemalige Schülerin des Internates. Du hast sie knapp um 1 Monat verpasst. Übrigens, dein Zimmer war mal ihres."
"Rosa, Yukari." hörten wir plötzlich den Lehrer uns ermahnen. "Möchtet ihr Castiel heute bei der Gartenarbeit Gesellschaft leisten oder ihr stellt eure Gespräche jetzt ein und konzentriert euch nun auf das Ernst des Lebens!"
"Konzentriert euch auf das Ernst des Lebens.." äffte Rosa den Lehrer genervt nach, hörte aber auf zu Reden und folgte dem Unterricht.
Sie hatte wohl keinen Bock, zu Gartenarbeit verdonnert zu werden - genauso wenig wie ich.
Doch ich konnte mich kaum auf den Unterricht konzentrieren... Ich habe so viel erfahren... so viel, doch alles Informationen was fast nicht vom Nutzen wäre...
Na ja, ich hoffte trotzdem dass der Unterricht bald vorbei sein würde... Nicht nur weil ich mich kaum konzentrieren konnte, aber vielleicht lag es daran dass der gute "Otoya-sensei" einfach wie ne richtige lebendige, Schlaftablette war...

Valerie/Valentin:

„Und nun schlagt bitte euer Mathebuch auf der Seite 23 auf…“ hörte ich Otoya-Sensei in einem strengen Ton sagen, ehe er sich wieder zur Tafel drehte und die Seitenzahl noch einmal mit einem erschütternd quietschenden Geräusch an der Tafel notierte und uns allen wieder einen prüfenden Blick zuwarf, dass wir seine Anweisung auch ja befolgten. Ein leises Seufzen entwich mir und auch Viola neben mir, sowie eigentlich der Rest der Klasse, konnte sich sicher besseres vorstellen als schon am ersten Tag nach den Ferien Matheaufgaben zu lösen. Da ich mich aber mit Sicherheit nicht mit dem Lehrer anlegen wollte, denn wie das ausgehen konnte, hatte man ja schon in seinem Wortgefecht mit Castiel gesehen, nahm ich mir schließlich das Mathebuch und schlug es auf der angeschriebenen Seite auf. Gleichungen und Binomische Formeln…mein absolutes Lieblingsthema…NICHT! Ich hatte nie besonders viel mit den ganzen Klammern und Buchstaben in den Rechnungen anfangen können, denn das erschloss sich mir einfach als vollkommen unlogisch…wie zur Hölle sollte ich bitte auch mit Buchstaben rechnen können? Und wozu brauchte man in einer Rechnung so viele Klammern, und dazu noch runde und eckige? Wo war da bitte der Sinn dahinter? Hilfe suchend wandte ich meinen Blick zu Viola, welche neben mir saß, scheinbar in ihr Buch blickte und sich die Aufgaben daraus abschrieb…aber eben nur scheinbar. Denn in Wirklichkeit zeichnete sie kleine, aber dennoch schöne Zeichnungen auf den Rand ihres Blockes. Ich musste lächeln, als ich ihr dabei zusah. Sie sah irgendwie so friedlich aus, wenn sie zeichnete. Sie wirkte einfach so viel anders als wenn man ihr einfach so begegnete. Sie schien so damit beschäftigt zu sein, dass sie gar nicht merkte, wie ich ihr dabei zusah. Aber Otoya-Sensei schien es zu merken „Valerie, träum nicht und mach deine Aufgaben! Jeder der seine Aufgaben zum Ende der Stunde nicht fertig hat, wird diese nacharbeiten müssen…und mit nacharbeiten meine ich nicht als Hausaufgabe, sondern als Extrastunde nach dem Unterricht…ich hoffe wir haben uns verstanden!“ meinte er mit strenger Stimme und schaute mich direkt an, worauf ich in den hinteren Reihen ein Kichern vernahm, welches bestimmt dieser eingebildeten Blondine gehörte, mit welcher ich schon gestern Bekanntschaft machen musste. Um sie jedoch nicht in ihrem Tun zu bestätigen, drehte ich mich erst gar nicht nach ihr um. Also nickte ich auf Otoya-Senseis strengen Blick nur und versank dann auch schon hinter meinem Buch. Ich hatte wirklich keine Lust auf diese Aufgaben! Aber genauso wenig hatte ich Lust, diese Aufgaben nach der Schule nacharbeiten zu müssen, weil der Lehrer der Meinung war, dass diese Aufgaben unbedingt heute erledigt werden mussten. Ich werde solche Lehrer wohl nie verstehen. Ich blickte nur kurz zu Viola, welche wohl immer noch zeichnete und gar nicht mitbekommen hatte, dass ich von Otoya-Sensei eine Schelte bekommen hatte. Aber stören wollte ich sie deswegen nun wirklich nicht. Also begann ich nun, so gut ich es eben konnte, die Aufgaben im Buch zu lösen. Die Zeit verging zwar, aber die Stunde kam mir so unendlich lang vor, weswegen ich erleichtert seufzte, als ich endlich das Klingeln der Schulglocke vernahm. Sichtlich erschöpft lies ich den Stift auf meinen Tisch sinken und lies ihm meinen Kopf gleich folgen. Es kam mir vor als hätte die Stunde Jahre gedauert! Mit der Schulglocke war nun wohl anscheinend auch Viola aus ihrer Konzentration erwacht, denn sie schaute mich von der Seite an und sprach mich an „Bist du erschöpft, Valerie?“ fragte sie mich mit einem leicht besorgten Gesichtsdruck, worauf ich nur seufzten konnte „Nicht direkt…“ begann ich und stützte meinen Kopf wieder etwas hoch „Ich kann einfach nur keine Zahlen mehr sehen…das ist alles…“

Der Klassenraum leerte sich zum Anbruch der nächsten Schulstunde schließlich langsam und auch Otoya-Sensei hatte den Raum inzwischen verlassen. Ich wartete eine kurze Weile, zusammen mit Viola, bis sich der Klassenraum etwas geleert hatte. Kurz schaute ich Annie hinterher, welche mit dem Mädchen mit den langen, silbernen Haaren, ich glaubte noch zu wissen dass ihr Name Rosalia war, aus dem Klassenraum verschwand.
Anscheinend hatte sie, genauso wie ich, schon eine potenzielle neue Freundin gefunden und ich war froh, dass es sich dabei um keiner der drei Prinzessinnen handelte, welche den Raum gerade kichernd verließen…aber nicht ohne mir vorher noch einen belustigten Blick zu zuwerfen, um mich wissen zu lassen dass ich das momentane Gesprächsthema war.
Zumindest war es das was ich vermutete…denn ehe ich mich versah waren die drei auch schon durch die Tür verschwunden und nicht mehr zu sehen.
Viola schaute mich von der Seite an „Wir sollten auch so langsam mal gehen…packst du deine Sachen zusammen…Valerie?“ fragte sie mich mit leiser Stimme, welche ich jedoch aufgrund des sich leerenden Raums gut verstehen konnte.
Zur Antwort nickte ich und packte schnell mein Heft und das meiner Meinung nach viel zu dicke Mathebuch in meine Tasche.
Währenddessen warf ich keinen kurzen Blick zu Viola, welche ihre Tasche wohl schon gepackt hatte und zum gehen bereit war „Was haben wir denn als nächstes fach?“ fragte ich sie, ehe ich meine Tasche schloss und sie mir locker über die Schulter warf.
Viola schenkte mir ein Lächeln „Kunst…“ war ihre kurze, knappe Antwort und ich verstand sofort, wieso sie dabei so gelächelt hatte.
Immerhin war mir nicht unbekannt, dass sie das Zeichnen liebte, woraus ich schließen konnte dass Kunst wohl einer ihrer Lieblingsfächer war…wenn nicht sogar ihr absolutes Lieblingsfach.
Schließlich lächelte ich ebenfalls „Du magst Kunst, nicht wahr? So gut wie zu zeichnest…“ sagte ich zu Viola, währenddessen ich mich schließlich von meinem Stuhl erhob.
Kurz darauf setzte sich auch Viola in Bewegung und ging Richtung Tür, worauf ich ihr auch gleich folgte „Nun, das…also ja…ich mag Kunst sehr gern…“ sprach sie schließlich nach kurzem Zögern und schaute etwas verlegen zur Seite.
Mit Komplimenten konnte sie wohl nicht so ganz umgehen…sowieso schien sie alles in einem eine eher schüchterne Person zu sein, die ihre Zeit brauchte, um aus ihrem Schneckenhaus hervor zu kriechen.
Leise lachte ich „Es hätte mich schon fast überrascht, wäre es nicht so!“ sagte ich in einem freundlichen Ton und schaute sie von der Seite an, bis sie schließlich den Kopf wieder hob „Das ist…wohl sehr offensichtlich, hm…?“ fragte sie mich leise, worauf ich nur lächelnd nickte „Ja…sehr sogar!“ antwortete ich darauf „Ich finde es ja immer noch erstaunlich wie du so zeichnen kannst…wo hast du das gelernt?“ fragte ich sie schließlich interessiert.
Viola schien auf die Frage kurz zu überlegen, denn sie zögerte kurz, ehe sie antwortete „Nun, ich…hab es mir wohl größtenteils selbst beigebracht…“ begann sie leise „Ich hatte schon immer viel Freude am zeichnen…schon als kleines Kind habe ich immer viel gemalt….hat mir mein Vater zumindest erzählt…“.
Erstaunt schaute ich sie an „Wow, dann musst du wohl wirklich viel geübt haben!“ sagte ich überrascht.
Obwohl ich glaubte dass das nicht nur allein an der Übung lag…wahrscheinlich war sie eher ein Naturtalent, was die Kunst anbelangte.
Viola schien auf meine Aussage wieder etwas Verlegen „Wenn man etwas gern tut…verbringt man gerne Zeit damit es aus zu üben…“ sagte sie in einem ruhigen Ton und deutete schließlich nach vorne „Dort ist jedenfalls der Kunstraum…wir sind da…“ fügte sie noch hinzu und ging auf die offen stehende Tür zu, worauf ich ihr folgte.
Im Raum hatte sich wohl inzwischen schon der Rest der Klasse versammelt.
Ich sag die drei Prinzessinnen an einer aus zwei zusammengestellten Bänken in der hintersten Ecke, wo sie sich auch voll ausgebreitet hatten und mir wieder einen kurzen Blick zuwarfen, als ich mit Viola den Raum betrat.
Jedoch schenkte ich ihnen keine Aufmerksamkeit…das würde das Feuer nur weiter schüren und ich hatte das Gefühl dass es keine gute Idee wäre, sich mit ihnen an zu legen.
Auch Annie entdeckte ich wieder, wie erwartet auf einer Bank zusammen mit Rosalia…und auch unser auch so netter Freund mit den roten Haaren hatte seinen Weg hier her gefunden.
Jedoch schenkte ich auch ihm keine weitere Beachtung…denn auch er wirkte mit seinem finsteren Gesichtsausdruck momentan eher wie ein unangenehmer Zeitgenosse.
Da kam mir der Junge neben ihm, welcher einen recht ruhigen Eindruck machte und irgendwas in einem kleinen Buch niederschrieb, doch gleich viel netter vor.
Nun wandte ich meinen Blick jedoch vollends ab und schaute zu Viola, welche auf eine freie Bank deutete „…wollen wir uns dort setzen…?“ fragte sie mich leise, worauf ich nickte „Na klar!“ antwortete ich schnell, ehe ich schließlich zum Tisch ging und mich dort auf einen Stuhl fallen lies.